16. Nov 2021
Volles Haus beim Tag der offenen Türen. Über 180 Personen wollten das Untergeschoss aus Holz sehen und spüren. Das Mehrfamilienhaus BMW15 in Thun ist ein innovatives Vorzeigeprojekt: Es steht auf dem schweizweit ersten Keller aus Holz, kommt ohne Heizung aus und wurde vollständig ohne Beton gebaut.
Das Interesse an dem Vorzeigeprojekt war enorm: Am Samstag 13. November 2021 besuchten über 180 Personen den Neubau von Stefan Zöllig. Wir freuen uns über die grosse Besucherzahl und die spannende Berichterstattung in den Tageszeitungen oder 20 Minuten online.
Die Besucherinnen und Besucher konnten es selber feststellen: In den Wohnungen herrschen behagliche Temperaturen – auch ohne Heizung. Dass moderne Häuser ganz ohne Heizung auskommen, wird in Thun bewiesen. In Gebäuden gibt es viele Wärmequellen, beispielsweise Küchengeräte und Computer. Auch Menschen strahlen konstant Wärme ab. Wird zusätzlich die Sonneneinstrahlung ideal genutzt und ist das Haus gut gedämmt, braucht es heute bei guter Konzeption keine Heizung mehr.
Vorteil Oberflächentemperatur
Gut gedämmte Wände sind wichtig. Denn: Je kleiner die Differenz zwischen der Oberflächentemperatur der Wände, Böden und Decken zur Lufttemperatur ist, desto behaglicher ist es in einem Raum. Darum fühlen wir uns in Holzgebäuden mit guter Wärmedämmung wohl – auch bei etwas tieferer Raumtemperatur. So können Gebäude energiesparsamer betrieben werden. Zudem hat Holz eine gefühlt höhere Oberflächentemperatur als Beton, Stahl oder Glas, was das Wohlbefinden zusätzlich steigert.
Von aussen und innen: Holz bleibt sichtbar und verleiht dem Gebäude eine angenehme Atmosphäre.
Effiziente Nachtauskühlung ermöglichen
Durch die Klimaerwärmung wird es künftig mehr und wärmere Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius geben. Der sommerliche Wärmeschutz gewinnt daher an Wichtigkeit. Damit wir uns auch an heissen Sommertagen wohlfühlen, müssen Gebäude in der Nacht auskühlen können. Wichtig dafür sind Fenster mit ausreichendem Witterungs- und Einbruchsschutz und Insektenschutzvorrichtungen. Eine aussenliegende Verschattung und angemessene Fenstergrösse sind ebenso wichtig.
Masse gleich Dummheit
Lange galt die Meinung, dass der sommerliche Wärmeschutz nur über den Einbau von viel Masse erreicht werden kann. Das ist falsch. Alte Schlösser mit ihren meterdicken Wänden mögen im Sommer kühl bleiben. Das ist aber insbesondere auf die kleinen Fenster zurückzuführen. Moderne Architektur hat oft grosse Fensterflächen. Einmal aufgeheizt, kann zu viel thermische Masse zur Hitzefalle werden, insbesondere in innerstädtischer Lage, wo nachts die Gebäude nicht ausreichend auskühlen können. Wichtige Einflussgrössen für einen guten sommerlichen Wärmeschutz sind angemessene Fensterflächen, guter Sonnenschutz und die effiziente Nachtauskühlung.
Was lange unmöglich schien, ist heute Realität: In Thun steht das erste Mehrfamilienhaus mit einem Keller komplett aus Holz.
Häuser ohne Heizungen und ohne Klimaanlagen leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ein noch grösseres Potenzial für die Energieeinsparung liegt in der Auswahl der Baumaterialien. Im Hochbau ist Holz bereits verbreitet. Der nächste Schritt ist der Verzicht auf klimaschädliche Baumaterialien wie Stahl und Beton – auch in Untergeschossen und bei der Bodenplatte. Damit Keller künftig serienmässig aus Holz hergestellt werden können, sind einige Forschungsfragen zu klären. Ein Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule zusammen mit Timbatec, TS3 und weiteren Wirtschaftspartnern nimmt sich aktuell dieser Fragen an. Aus dem Kreis der Forschungspartner soll ein Start-up gegründet werden, das ab 2023 operativ aktiv wird .
Die Zertifikate beweisen den Einsatz des Schweizer Holzes und die Speicherung von insgesamt 222 Tonnen CO₂: Thomas Lüthi von der Initiative Holz BE und Stefan Zöllig bei der Übergabe des Zertifikates.
Aussen und innen ist viel Holz sichtbar. Die TS3-Technologie ermöglicht eine Stützen-Platten Bauweise. Die TS3-Fugen bleiben bei diesem Projekt sichtbar.
Im Video sehen Sie, wie das Gebäude in Thun entstand